Kleingärten haben der Stadt Großes zu bieten
Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Für den Inhalt dieses Beitrags ist ausschließlich der Verfasser verantwortlich.
Zum Beitrag des VerfassersLandesverband fordert vom neuen Senat verbindliche Sicherung des Stadtgrüns
Seit dem 27. April 2023 haben wir eine neue Landesregierung. Kai Wegner (CDU) führt sie als Regierender Bürgermeister. Dass es dreier Wahlgänge im Abgeordnetenhaus bedurfte, um ihn ins Amt zu heben, ist ein deutliches Indiz für die Gesamtsituation in Berlin. Selten waren die Menschen in dieser Stadt so uneins darüber, welcher Weg der richtige ist, wie jetzt. Gerade deswegen wünschen wir ihm und seinem Senat in der verkürzten Amtsperiode viel Erfolg und vor allem Kraft und gute Ideen, diese Stadt voranzubringen. Der Landesverband Berlin der Gartenfreunde bietet dabei seine Unterstützung und Mitwirkung an.
Stadtgesellschaft ist gespalten
Die Wiederholungswahl und die Regierungsbildung zeigten, dass die Stadtgesellschaft tief gespalten ist. Sie teilt sich mindestens in einen nicht unbeachtlichen Teil, der Beständigkeit und ein Beharren auf Gewohntes und Berechenbares bevorzugt, und einen Teil, dem die gesellschaftlichen Veränderungen in der Stadt nicht schnell und weit genug gehen. Sie teilt sich in die Befeuerer des Wachstums und diejenigen, die vor einer weiteren baulichen Verdichtung und der Ausbeutung der Natur aus unterschiedlichen Gründen warnen.
Diese unterschiedlichen Positionen und Strömungen muss die jetzige Landesregierung nicht nur beachten, sondern sie muss die Kluft zwischen den Lagern zu überwinden versuchen. Dies wird nur gelingen können, wenn man den Bürgerinnen und Bürgern gut zuhört, akademischen Argumenten die Lebensweisheit der Berlinerinnen und Berliner abwägend gegenüberstellt und vor allem Mut macht, dass wir gemeinsam – und nur gemeinsam – die gewaltigen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte bewältigen können und bewältigen werden.
Dazu gehört zweifelsfrei auch der Umgang mit den grünen Flächen in der Stadt, allen voran die Kleingartenflächen. Sie haben der Stadt Großes an Artenvielfalt, an sozialen und kulturellen Integrationsmöglichkeiten und an klimatischen Dienstleistungen zu bieten. Diese Leistungen der Kleingärtnerei in einer Millionenmetropole sind gar nicht zu überschätzen. Wir sind aufgefordert, das Wissen um dieses Leistungsvermögen immer wieder in die Köpfe der Entscheiderinnen und Entscheider zu tragen. Deshalb sind regelmäßige Gespräche und Treffen mit Politikern und Verwaltungsfachkräften so wichtig. Jeder Bezirksverband und jeder Verein ist gut beraten, die Sommermonate zu zahlreichen Begegnungen mit diesen Personenkreisen zu nutzen.
Absicherung durch FNP
An die neue Landesregierung haben wir unsere Forderungen bereits gerichtet:
- Wir wollen in Berlin eine rechtsverbindliche Absicherung der bestehenden Kleingartenflächen, vor allem durch eine entsprechende Anpassung des Flächennutzungsplanes unter Einbeziehung auch kleiner Flächen unter 3 ha Größe. Das kann gern ergänzt werden durch ein Gesetz, welches insbesondere die landeseigenen Flächen vor einer anderweitigen Inanspruchnahme schützt, oder die Bildung einer Stiftung, in die alle bestehenden Kleingartenflächen eingebracht werden und deren Satzung den zukünftigen Umgang mit den Flächen regelt.
- Wir wollen die Ausweisung von Ersatzflächen für jene Kleingartenanlagen, die mangels Alternative für andere soziale Zwecke genutzt werden müssen.
- Wir wollen, dass in allen neuen Stadtquartieren in Berlin auch Kleingärten geplant und angelegt werden.
Das alles wollen wir auf unserem Gartenfest für die ganze Familie zum „Tag des Gartens“ am 9. Juni in der Dauerkleingartenkolonie Rehberge im Wedding vorstellen und freuen uns auf den Austausch und die künftige Zusammenarbeit mit den erfahrenen Politikerinnen und Politikern und all jenen, die neu im Amt sind.
Gert Schoppa
Präsident des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde
Dieser Textbeitrag ist der Verbandszeitschrift Berliner Gartenfreund, Juni-Ausgabe 2023, Seite 24, erschienen
Fotos: JVM